Montag, 19. August 2013

Mit der Inlandsbahn 12 Stunden nach Östersund

19. August ■ Jokkmokk - Östersund

Wir sitzen sehr bequem in der Inlandsbahn und lassen uns ca. 600 km nach Östersund fahren.
Dabei durchqueren wir die Provinzen Norrbotten und Västerbotten, womit  der Botten von Ost (Finnland) nach West umrundet ist. Östersund (44.000 Einwohner) ist Hauptstadt der am dünnsten besiedelten schwedischen Provinz Jämtland (2 EW/km²). Zuvor geht es noch durch Städtchen mit klangvollen Namen wie Vilhelmina und Dorotea.

Brücke über Pitälven
Die Bahn bummelt mit 60-80 km/h und hält unterwegs zum Fotografieren, Baden oder Essen. Der Fahrer ist sehr entspannt; zu Beginn fuhr er schon mal los, während wir noch unsere Sachen einluden. Nur mit Hilfe zwei weiterer auffällig in die für uns bekannten Straßenbauerleuchtjacken gekleidete Männer und wildes Gestikulieren hielt er nochmal an.

Der Wagon ist von Fiat und mit schwedischen Motoren gebaut und schaukelt wie ein Schiff bei Seegang. Es fahren ca. 15 Leute mit; vom Wanderer aus Österreich über Liebespärchen, Omi/ Enkel-Familien bis hin zu einem gut deutsch sprechenden und interessierten Stockholmer, der weiß, dass Chemnitz früher Karl-Marx-Stadt hieß.

Heute mit Motorkraft
Erster Halt war für ca. 5 min. natürlich am Polarkreis. Der Badestop fiel aus (kein Badewetter).
Der Höhepunkt kam kurze Zeit später:  das erste Rentier. Der Zug fuhr extra langsamer.
Die Brücke über den Pitälven (4.größter Fluss des Landes) wurde zu Fuß überquert, verfolgt vom Zug. In Schweden gibt es 4 große Flüsse, die nicht verändert werden dürfen. Zu ihnen gehören Pitälven und Vindelälven.

Für etwa 30 min. hielt er dann zu Mittag in Moskosel. Dort gab es auch einen kleinen Einblick in die Geschichte der Inlandsbahn.
Empfang mit Musik in Arvidsjaur

Auf der weiteren Strecke hat der Lokführer  trotz Hupen und Vollbremsung ein Rentier überfahren :-(. Das scheint aber kein seltenes Ereignis zu sein. Der Fahrer hat das in sein Fahrtenbuch eingetragen und ist weitergefahren.

Bahnhof Dorotea
In Sorsele trafen wir auf den nach Norden fahrenden Gegenzug. Und immer wieder: atemberaubende Landschaft, Wälder, Seen, Flüsse, fast keine menschlichen Siedlungen.

Von Zeit zu Zeit gab es Erklärungen vom Zugbegleiter Niklas, zu den sehens- und wissenswerten Ereignissen das Gebiet des Bahnstreckenverlauf betreffend. Z.T. untermalt mit passender Begleitmusik.
Vindelälven
In Vilhelmina gab es Abendbrot, nach 10 Stunden lässt die Begeisterung für das Zugfahren etwas nach. Radfahren macht dann doch irgendwie mehr Spaß ;-).

In Östersund angekommen, schliefen wir in einer Jugendherberge in einem Antik-Zimmer (Dielen, altes Ledersofa, Ölbilder an den Wänden, blaue Goldmustertapete) gemeinsam mit einem netten Wanderpärchen aus Österreich, welches mit uns in Jokkmokk einstieg und wir schon näher in der Bahn kennen gelernt hatten. Es gab viel zu erzählen.



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